Autor: Oliver Zummach
Datum: 06.04.2016
Schwarzenbek – Die besten Damen der Tischtennis-Abteilung des TSV Schwarzenbek hatten es bei ihrem Saisonfinale in der 2. Bundesliga selbst in der Hand und sie nutzen ihre Chance: Mit einem vor allem in der Schlussphase dramatischen 6:4-Triumph über die TTVg WRW Kleve machten die Europastädterinnen den Klassenerhalt perfekt.
Das Team von TSV-Chef-Coach Mirsad Fazlic war vor seinem letzten Pflichtspiel mächtig unter Druck. Tags zuvor hatte man die wichtige Begegnung gegen den TSV Langstadt trotz größtmöglichen Einsatzes hauchdünn mit 4:6 verloren. Nachdem das Duo Polina Trifonova/Lena Mollwitz mit dem Erfolg gegen Anne Bundesmann/Cornelia Neumann-Reckziegel gegen die Hessinnen für ausgeglichene Doppel gesorgt hatte (11:9, 14:12, 11:7), reichten die Solo-Siege von Polina Trifonova, Vivien Scholz und Sejla Fazlic leider nicht zu etwas Zählbarem für die Tabelle.
„Wir waren in den letzten Wochen in engen Situationen nicht zwingend vom Glück verfolgt, haben oft bessere Ergebnisse knapp verpasst, während unsere Kontrahentinnen im Abstiegskampf einige Male gegen bereits sichere Mannschaften antraten, die dann bei ihrer Aufstellung auf die eine oder andere Top-Athletin verzichteten.“, schilderte Mirsad Fazlic.
Nach der Langstadt-Pleite auf Platz sieben abgerutscht, benötigten die Gastgeberinnen nun gegen die Tischtennis-Vereinigung WRW Kleve unbedingt einen Erfolg, um im Premieren-Jahr in der 2. Bundesliga das selbst gesetzte Ziel, den Klassenerhalt, aus eigener Kraft zu erreichen. Ein schwieriges Unterfangen, denn auch Kleve trat in der Sporthalle Buschkoppel 1 mit der Japanerin Aya Umemura, die in dieser Saison noch kein Spiel verloren hat, und der Bundesranglistensiegerin Yuko Imamura in der bestmöglichen Besetzung an. Die Gastgeberinnen hatten außerdem in der kompletten Saison noch kein Heimspiel gewonnen.
Mirsad Fazlic und sein Betreuerteam tüftelten nach Rücksprache mit allen Spielerinnen eine neue Aufstellung aus, die letztlich tatsächlich das scheinbar Unmögliche doch zur Realität werden ließ. Polina Trifonova und Vivien Scholz gelang in vier hochklassigen Durchgängen die Sensation gegen die Paarung Umemura/Imamura (9:11, 11:8, 11:7, 11:5), ehe sich die Schwarzenbeker Top-Athletin Polina Trifonova auch im Einzel wieder ihrer Bestform näherte und Yuko Imamura wie bereits im Hinspiel über die volle Distanz von fünf Sätzen die sportlichen Grenzen aufzeigte (11:13, 11:8, 11:4, 8:11, 11:4).
Zeitgleich verpassten Bianca Dahlke und Steffi Erxleben, die nach dieser Saison ihre Karriere beendet und von ihren Teamkollegen vor Spielbeginn herzlich verabschiedet wurde, nur hauchdünn die 2:0-Führung nach den Doppeln, während die Landesmeisterin Vivien Scholz sowohl Umemura als auch Imamura alles abverlangte, letztlich aber ebenfalls leer ausging.
Die 16-jährige Sejla Fazlic (3:1 gegen Ariane Liedmeier) und die 19 Jahre alte Lena Mollwitz (3:0 gegen Judith Hanselka) sorgten zwischenzeitlich derweil sogar für die vielversprechende 4:2-Führung der Europastädterinnen, doch Kleve konnte postwendend zum 4:4 ausgleichen. Nun lag der Druck auf den beiden jüngsten TSV-Athletinnen. Die Norddeutsche Mädchen-Meisterin Sejla Fazlic begann mit ihrem Einzel etwas früher und ging gegen Judith Hanselka schnell mit 2:0-Sätzen in Führung. Doch die erfahrene Zweitliga-Athletin stellte ihr Spiel um und glich zum 2:2 aus. Derweil erwischte Lena Mollwitz gegen die Abwehrspezialistin Ariane Liedmeier einen schlechten Start und geriet 0:2 ins Hintertreffen. Optimal eingestellt von Coach Lars Freystatzky fand die Linkshänderin jedoch zurück zu ihrem druckvollen Top-Spin-Spiel und schaffte nach Abwehr eines Matchballs im dritten Durchgang noch den Satzausgleich. Zu diesem Zeitpunkt hatte Sejla Fazlic das Heft des Handelns in ihrem Match bereits wieder in die Hand genommen und triumphierte mit 11:7 im letzten Durchgang hoch verdient zur 5:4-Führung des TSV-Aushängeschilds. Die über 150 Fans auf der Tribüne waren begeistert und peitschten nun auch mit ohrenbetäubendem Applaus Lena Mollwitz nach vorn, die im Entscheidungssatz dann „kurzen Prozess“ machte und nach dem 6:11, 10:12, 14:12, 13:11 und 11:4 jubelnd die Faust ballte.
Was folgte war unbeschreiblich: Großer Applaus, die Laola-Welle, Freudentränen, strahlende Gesichter, ausgelassener Jubel. Die in einem unglaublichen Maß aufgestaute Anspannung löste sich in großartige Glücksmomente auf. Der Klassenerhalt war geschafft. „Ich hatte irgendwie immer das Gefühl, dass ich dieses Einzel gewinnen werde.“, sagte Lena Mollwitz direkt nach ihrem Einzel und übernahm sogar das Mikrofon von Moderator Oliver Hörner, um sich im Namen der Mannschaft beim Publikum für die herausragende Unterstützung zu bedanken.
„Unsere Fans wurden auf eine lange Probe gestellt. Sie mussten viel Geduld aufbringen und auch viele knappe oder unglückliche Niederlagen verkraften, um am Ende dieses Erlebnis feiern zu dürfen.“, brachten es Mirsad Fazlic und Abteilungsleiter Wolfgang Weber gemeinsam auf den Punkt.“
Fazlic ergänzte: „Ich bin unglaublich stolz auf diese Mannschaft. Als es wichtig wurde, hat sie Charakter gezeigt, unglaublich gekämpft und im richtigen Moment gepunktet. Unsere beiden jungen Athletinnen haben in Situationen, als der Druck auf ihren Schultern nicht größer sein konnte, ihre Leistung abrufen und die „Big-Points“ holen können. Das ist stark, das macht einen Champion aus."
In Schwarzenbek laufen nun die Planungen für die kommende Saison auf Hochtouren. "Wir wollen weitestgehend mit demselben Team in der kommenden Zweitliga-Spielzeit antreten. In der Nachfolge von Steffi Erxleben soll die 14-jährige Bundeskaderathletin Karina Pankunin mit ersten Einsätzen in die erste Mannschaft hineinschnuppern, als Stammspielerin aber weiterhin in der Verbandsoberliga auf Punktejagd gehen.", schildert Wolfgang Weber, während die Spielerinnen sogar Autogrammwünsche zu erfüllen hatten.