Autor: Oliver Zummach
Datum: 22.03.2016
Die 84. nationalen Deutschen Meisterschaften der Damen und Herren waren aus vielerlei Hinsicht ein besonderes Event für die Tischtennis-Abteilung des TSV Schwarzenbek: Vier Damen und zwei Herren vertraten die Farben der Europastädter, so viele Athletinnen und Athleten stellte in der Summe kein anderer Verein. Vivien Scholz zog mit Hövelhofs Yvonne Kaiser in das Doppel-Viertelfinale ein, Sejla Fazlic erreichte dank mehrerer Glanzleistungen die Runde der besten Acht im Einzel und krönte damit das Schwarzenbeker Gesamtresultat.
Nach ihrem Ausscheiden gegen die erfahrene Nadine Bollmeier von TuSEM Essen währte die Enttäuschung nicht lange, denn auf dem Weg zur Tribüne musste Sejla Fazlic bereits mehrere Autogramme schreiben. „Das ist mir vorher noch nie passiert.“, schmunzelte sie im freudigen Bewusstsein, dass ihre Leistung und das herausragende Resultat anerkannt wurden. Dem vorausgegangen waren mehrere besonders starke Auftritte.
Optimal eingestellt von ihrem Trainer und Vater Mirsad Fazlic gewann die 16-jährige Athletin aus dem U18-Nationalkader zunächst ihre Vorgruppe und setzte sich tags darauf in einem mitreißenden Duell in der ersten Hauptrunde gegen die Top-Spin-Spezialistin Nadine Sillus vom Zweitliga-Spitzenreiter TuS Uentrop durch (12:10, 10:12, 12:10, 14:16, 11:5, 13:11). Dabei schickte Sejla Fazlic ihre lauffreudige Kontrahentin mit ihrem platzierten Konter-Schuss-Spiel von einer Ecke zur nächsten bis dieser sowohl die Puste als auch die Ideen ausgingen. „Das war für die Zuschauer eine besonders attraktive Begegnung.“, bilanzierte Vater Fazlic. Über 1.000 Fans verfolgten die Wettkämpfe in der Bielefelder Seidensticker-Halle.
Doch was folgte, war noch besser: Im Achtelfinale traf seine Tochter auf die zwei Jahre jüngere Natalia Mozler vom TSV Schwabhausen. Beide lieferten sich ein Duell auf Augenhöhe, das an Dramatik kaum zu überbieten war. Ständige Führungswechsel, lange Ballwechsel und ein unglaubliches Tempo prägten diese Begegnung, bei der Sejla Fazlic einen Matchball abwehrte, ehe sie in der Verlängerung des entscheidenden siebten Durchgangs triumphierte (11:8, 11:9, 6:11, 2:11, 11:2, 9:11, 12:10) und mit dem Einzug in das Viertelfinale im Damen-Einzel ihr bislang bestes Karriere-Resultat im Einzel erspielte. Und auch gegen Nadine Bollmeier hatte die trainingsfleißige Europastädterin ihre Chancen (11:13, 15:13, 6:11, 5:11, 4:11). „Sejla hatte noch einmal an ihre Leistungsgrenze gehen müssen, um das Spiel noch enger zu gestalten. Dafür fehlte es ihr letztlich jedoch nach den vielen physisch wie mental anstrengenden Runden etwas an Kraft.“, analysierte Mirsad Fazlic, dessen Tochter im Vorwege der Veranstaltung sowohl mit einer Erkältung als auch mit einer Blockade im Brustwirbelbereich zu kämpfen gehabt hatte.
Nadine Bollmeier hatte dagegen als gesetzte Athletin keine Vorgruppenspiele bestreiten müssen. „Wir sind sehr zufrieden, das ist einfach ein Top-Ergebnis, das ich eigentlich erst in einigen Jahren für möglich gehalten hatte.“, so Fazlic. Insbesondere war der A-Lizenz-Trainer damit zufrieden, „dass Sejla innerhalb ihres Spielsystems immer kompletter wird.“
Sejlas Zweitliga-Teamgefährtin, die Bundesranglistenneunte Vivien Scholz, löste unterdessen ebenfalls hoch verdient das Ticket für das Einzel-Hauptfeld, in dem ihr jedoch das Los auf Anhieb die frühere Mädchen-Europameisterin Chantal Mantz (TSV Schwabhausen) bescherte. Obwohl „Vivi“, die im Düsseldorfer Tischtennis-Internat aktuell an ihrem Abitur arbeitet, nach Kräften dagegen hielt, konnte sie letztlich dem höheren Druck der Erstliga-Größe nicht dauerhaft standhalten (6:11, 6:11, 11:9, 7:11, 8:11). An der Seite von Yvonne Kaiser (TV Hövelhof) glänzte die 18-jährige Landesmeisterin in der Folgezeit jedoch im Doppel: Nach einem Freilos in der ersten Runde zog die Kombination Scholz/Kaiser durch einen Viersatz-Erfolg über die Banden-Württembergerinnen Jana Kirner und Ann-Kathrin Ziegler in souveräner Manier in das Viertelfinale ein (11:7, 7:11, 11:6, 11:7), in dem sie erst von den späteren Vize-Meisterinnen Yuko Imamura (TTVg WRW Kleve) und Kathrin Mühlbach (LTTV Leutzscher Füchse 1990) gestoppt wurden (3:11, 7:11, 9:11, 11:13). „Das war ebenfalls ein gutes Abschneiden von Vivien. Sie wird sich nach ihrem Abitur wieder mehr auf Tischtennis konzentrieren und für die Zukunft weiter steigern können.“, schilderte Schwarzenbeks Chef-Coach Mirsad Fazlic.
Die übrigen TSV-Aktiven, Bianca Dahlke und Lena Mollwitz sowie die Zwillinge Frederik und Moritz Spreckelsen blieben derweil in ihren teilweise besonders stark besetzten Vorgruppen hängen. „Es gibt bei Deutschen Meisterschaften keine leichten Gegner, deshalb ist ein Ausscheiden in der Gruppenphase auch kein schlechtes Ergebnis. Es ist schon hoch zu bewerten, dass wir mit sechs Aktiven in Bielefeld am Start waren.“, ordnete Fazlic die weiteren Resultate ein und ergänzte, dass bei der Fünfsatz-Niederlage von Lena Mollwitz gegen die Niedersächsin Marie-Sophie Wiegand nur wenige Punkte zum Erreichen des Hauptfelds gefehlt hätten.